Hail, Caesar! – Filmkritik
Ein Sammelsurium an Filmklassikern
Eddie Mannix‘ (Josh Brolin) Arbeitsalltag ist der rote Faden um den sich die Handlung von Hail, Caesar! entspinnt und deren einzelne Stränge verbindet. Mannix ist der Mann für alle Fälle und muss die Probleme des fiktiven Filmstudios Capitol Pictures beseitigen, darunter ungeplante Schwangerschaften, Dates, nicht genehmigte Pin Up-Fotos und vorne voran das Verschwinden ihres größten Stars. Doch Eddie ist nicht der Held der Geschichte. Die Hauptrolle spielt der Film der fünfziger Jahre. Wunderbar inszeniert, ist das neueste Werk der Coen-Brüder (The Big Lebowski, True Grit) eine liebevolle Hommage an das Hollywood vergangener Tage. So eilt Mannix von einem Set zum nächsten, wodurch wir mehrere Filme in einem bekommen: Western, epischer Sandalenfilm, elegantes Drama, Tanzfilm und Schwimmspaß in Formation – alles wird aufs Korn genommen.
Zu viele Zutaten verderben den Brei
Doch das ist auch das Problem des Films. Zu viele Szenen erfüllen nur ihren Selbstzweck, statt die Geschichte voranzubringen. Sie sind zwar schön anzusehen, hätten aber lieber zu Gunsten von mehr Innenansichten der Charaktere gekürzt werden sollen, was ihnen bestimmt auch mehr Pfiff gegeben hätte. Von jeder Figur bekommt man ein wenig, doch von keiner genug, um wirklich mit ihr mitzufühlen. Fast wünscht man sich, Eddie Mannix hätte bei den Dreharbeiten durchgegriffen und den Filmemachern gesagt, wo es lang geht. Denn die Prämisse ist gut und der Film unterhaltsam, doch langfristig bleibt nichts hängen.
Gib mir mehr Gefühle!
Selbst Mannix‘, den man den kompletten Film über verfolgt, bleibt blass. Die einzigen Anzeichen auf Gefühle sieht man bei ihm im Beichtstuhl und wenn er dann doch mal dazu kommt, seine Familie zu besuchen. Am ehesten fühlt man noch mit Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) mit, der aus seinem gewohnten Milieu, dem Westernfilm, gerissen wird und sich sichtlich Mühe gibt, sich in seiner neuen Rolle zurechtzufinden. Doch er ist einfach nicht für elegante Dramen geschaffen und verhält sich in der neuen Umgebung wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ein Glück, dass er in der Tänzerin Carlotta Valdez (Veronica Osorio) wenigstens eine Seelenverwandte findet. Beide sind Profis der leichten Unterhaltung, die mehr auf physischem als auf schauspielerischem Talent beruht. Schade, dass diese kleine Romanze nicht länger beleuchtet wurde.
Verpasste Chancen
Doch wenn man zu viele Geschichten auf einmal erzählen will, bleibt nun mal nicht genug Zeit für tiefgehende Charakteranalysen, geschweige denn Gefühle. Und das ist besonders bei einem so hochkarätigen Cast schwer nachzuvollziehen. Verschenkte Potenziale sind letztendlich die Achillesferse, die den Film zu Fall bringt. Die Schauspieler sind perfekt für ihre Rollen besetzt, die Darstellungen grandios (auch wenn George Clooney teilweise etwas overactet) und es ist schön so ein Ensemble in einem Film vereint zu sehen, doch hätte man den ein oder anderen Auftritt besser gekürzt. Nicht weil er schlecht ist, sondern weil alle zusammen der eigentlichen Geschichte und den Hauptcharakteren ihr Wasser abgraben. So bleibt am Ende das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. Es gibt zwar komische Momente und unterhaltsame Szenen, doch ein Körper lahmt eben, wenn das Herz nicht richtig pumpt.
Wer sich für das „goldene Zeitalter“ Hollywoods interessiert und ein Fan der Coen-Brüder ist, wird hier seinen Spaß haben. Hail, Caesar! ist ein unterhaltsamer Film, der ein paar Mal die Prioritäten falsch setzt, doch mit Lachern und außergewöhnliche Szenen aufwartet. Kein Muss, aber ein großes Kann.
Randnotiz: Es gab einen echten Eddie Mannix, auf dem die Filmversion lose basiert.
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