Star Wars: Das Erwachen der Macht

Aufbruch

Der zweite Film dieses Jahr nach Mad Max: Fury Road nach dessen Ende ich mir überlegt habe, mir gleich noch eine Karte für die nächste Vorstellung zu kaufen: mit Star Wars: Das Erwachen der Macht erwartet den Zuschauer ein großes Abenteuer mit viel Herz, das beim Humor den perfekten Ton trifft – nicht zu albern, aber auch nicht zu zynisch -, und spannend bis zum Ende bleibt. Wie vor fast vierzig Jahren bricht erneut eine Hauptfigur aus ihrem eintönigen Leben aus und auf in ein Abenteuer voller Herausforderungen und neuer Freunde, aber auch Feinde, um auf dem Weg ihre wahre Bestimmung zu finden. Und wir dürfen sie begleiten. Durch eine Welt voller merkwürdiger Kreaturen, Menschen mit besonderen Kräften und Flugmaschinen, von denen die Gebrüder Wright nicht zu träumen gewagt hätten.

Rückkehr

Und dabei kommt einem alles so real vor, dass man nur an zwei oder drei Stellen die Computeranimation wirklich wahrnimmt und sich, wenn man unbedingt meckern will, daran stört. Denn es wurden wieder echte Kulissen und Kostüme angefertigt, die nahtlos mit den Effekten aus dem Computer verschmelzen. Was keine Selbstverständlichkeit ist in Zeiten, in denen jeder kleine Scheiß (wortwörtlich, wenn man an den Hundehaufen in John Wick denkt) animiert wird. J.J. Abrams hat aus den Fehlern der Prequels gelernt und setzt wieder eine ordentliche Portion handgemachter Requisiten, Kostüme, Puppen und Sets ein. Sogar der Millenium Falcon wurde wieder gebaut, genau wie der neue Lieblingsdroide BB-8. Das ist aber nicht das Einzige, was Abrams zurück ins Franchise gebracht hat. Denn das zusammen mit Lawrence Kasdan (Das Imperium schlägt zurück, Jäger des verlorenen Schatzes) verfasste Drehbuch ist mehr als nur eine Hommage an Krieg der Sterne. Und das ist wohl der größte Kritikpunkt, den man an diesem magischen Erlebnis haben kann: der siebte Teil der Saga bedient sich in den Haupthandlungssträngen zu sehr bei „Eine neue Hoffnung“. Immer wieder hat man das Gefühl, dass man das doch schon auf die ein oder andere Art gesehen hat. Auch wenn eine neue Riege an Helden, die allesamt zu begeistern wissen, auf die alten Haudegen trifft, wäre etwas mehr Innovation doch schön gewesen. So schrammt man nah an einem Remake vorbei.

Frisches Blut

Doch apropos neue Helden: die schauspielerischen Leistungen der jungen Mimen sind durchweg grandios. Daisy Ridley, die hier ihre erste große Rolle hat, weiß zu bezaubern und sich zu behaupten. Sie kann kämpferisch, als auch gefühlvoll sein. John Boyega (Attack the Block) ist das komödiantische Gold in diesem Film, neben Harrison Ford (Der Jäger des verlorenen Schatzes, Auf der Flucht) und Peter Mayhew ( Star Wars – Episode III bis VII), die als Han Solo und Chewbacca zurückkehren. Oscar Isaac (A Most Violent Year, Ex Machina) sieht man leider zu selten, doch wenn er auftritt, strahlt er vor Charisma. Und auch der neue Gegenspieler unserer Helden ist keineswegs so eindimensional wie man befürchten könnte, wenn man ihn nur aus den Trailern und von den Postern in seiner Darth Vader-Gedenkmaske sieht. Adam Driver (Girls, Lincoln) bebt vor Zerrissenheit und sein Charakter weckt die Frage, wie er sich noch weiterentwickeln wird.

Eine neue Hoffnung

Insgesamt bleiben am Ende viele Fragen offen. J.J. Abrams (Lost, Super 8), der Meister der Cliffhanger, reicht das Zepter weiter an Rian Johnson (Breaking Bad, Looper), und lässt uns mit einem gewaltigen Hunger auf den nächsten Teil zurück. Wenn der im selben bezaubernden Stil erzählt wird, aber mehr Mut zu neuen Ideen hat, ist uns ein Meisterwerk der Filmgeschichte sicher. Doch schon jetzt wurde mit „Das Erwachen der Macht“ ein Grundpfeiler für die restlichen Episoden gesetzt, der, leider nicht allein stehen kann, da er zu viele Fragen unbeantwortet lässt, aber so viel Herz hat und so gut das Gefühl der alten Filme getroffen hat, dass ein Stilbruch kaum zu erwarten ist, und dieser erste Teil der neuen Saga den Fans eine neue Hoffnung macht.

Wer Episode IV bis VI der Star Wars-Trilogie mochte, darf diesen Teil auf keinen Fall verpassen. Und auch für Fans der neuen Episoden ist der Film ein Must-See.

Randnotiz: Simon Pegg hat eine kleine Nebenrolle, in der er als Unkar Plutt nicht wiederzuerkennen ist.

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