Mad Max: Fury Road

Staub und Benzin

Wie kommt man 2015 umhin, ohne über Mad Max: Fury Road zu sprechen?
Leider anscheinend doch ganz gut, denn den besten Actionfilm seit Jahren haben die meisten Kinogänger nicht gesehen. Mag es die skurrile Szenerie sein, die viele Leute abgeschreckt hat, oder die Aussicht auf zwei Stunden Nonstop-Action: bei seinem vierten Abenteuer haben den einsamen Helden nicht so viele Zuschauer wie von den Film-Studios erhofft begleitet.
Ein Jammer! Denn lässt man sich auf diese Welt aus Staub und Benzin ein, wird man in sie hineingezogen und von ihr gepackt bis man selbst in einem aufgemotzten Auto mit laut aufgedrehter Musik durch eine karge Wüstenlandschaft rasen möchte. Auch wenn das bei den meisten Leuten wohl eher auf eine Fahrt bei fünfzig km/h im Opel Astra durch die Vorstadt hinausläuft. Und konnte so ein Gefühl jemals ein Teil der The Fast and The Furios– Reihe auslösen? Zumindest beim Autor dieser Review nicht.

Keine Zeit zum Erholen

Die Handlung ist schnell erzählt. Die erste Hälfte des Films ist eine Verfolgungsjagd, die zweite ein Wettrennen: zwei Stunden Action ohne Pause. Das erscheint zunächst krass, genauso wie die Welt, die Regisseur George Miller hier zeichnet, doch an keinem Punkt wird es einem zu viel oder zu langweilig. Man verlässt das Kino und hat das Bedürfnis, den Film gleich noch einmal zu sehen. Und inmitten der allesbestimmenden Action schafft es der Regisseur einem die Charaktere nahezubringen und zwischenmenschliche Beziehungen zu beleuchten, sodass man mit den Schicksalen der Helden mitfiebert. Dabei vertraut er auf die Macht der Bilder und lässt die Figuren öfter durch Handlungen als durch Dialog sprechen.
Mad Max: Fury Road, wie auch seine Vorgänger, spielt in einer Zeit, in der die Zivilisation, wie wir sie kennen, untergegangen ist. Laut Miller, sollte man die Filme um Max eher als Mythen ansehen, als zu versuchen, sie in den Kanon einer unumstößlichen Saga einzuordnen. So kann jede Geschichte für sich allein stehen.
In diesem Teil der Endzeit-Saga wird der, durch seine Odyssee durch die raue, verrückt gewordene Welt der Postapokalypse und den Verlust seiner Familie, der nur in kurzen Flashbacks angedeutet wird, selbst halb verrückt gewordene und verwilderte Max von einer Horde V8-motorenanbetender – man kann es nicht anders sagen – Freaks gefangen genommen. Die dahinsiechenden Jünger eines Despoten brauchen ihn als menschliches Ersatzteillager. Der Begriff Human Resources bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Der Herrscher, den sie wie einen Gott verehren, heißt Immortan Joe und bezieht seine Macht aus der Kontrolle einer kleinen Oase und einer selbst zusammengeschusterten Religion, die eine Mischung aus nordischer Mythologie und Verehrung von allem, was mit Autos zu tun hat, ist.

Zwischen den Fronten

Wie in den bisherigen Teilen der Reihe, gerät Max auch diesmal in die Wirren eines Konflikts zweier Parteien und hilft zunächst nur widerwillig, da gezwungenermaßen, einer der beiden Seiten. In diesem Fall ist das die Seite von Emperor Furiosa, einer beinharten Frau, die genau wie Max in Immortan Joes Gefangenschaft geraten ist. Sie wurde jedoch bereits als Kind entführt und hat es zum Zeitpunkt von Max‘ Gefangennahme irgendwie geschafft, sich eine Stellung zu erarbeiten, in der ihr der Anführer dieser Bande von Aussätzigen vertraut.
Dieses Vertrauen bricht sie, in dem sie nicht nur mit einem Tanker voll Benzin, sondern auch mit Joes hübschen Gemahlinnen entflieht. Das kann dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Denn nicht nur sind attraktive, gebärfähige Frauen rar, eines der Mädchen ist auch schwanger von ihm und trägt möglicherweise einen gesunden Nachkommen in sich – der Traum eines jeden Monarchen, der das Fortbestehen seiner Dynastie sichern will. Umso wichtiger ist die Rückeroberung der menschlichen Ware, da man seine bisherigen Söhne eher dem Zirkus, als einer noblen Familie zuordnen würde. Also werden die Motoren gestartet und die Armada der Freaks nimmt die Verfolgung auf.

Dystopie, die Spaß macht

Dreißig Jahre nach dem letzten „Mad Max“ kehrt Regisseur George Miller zu seinen Ursprüngen zurück und liefert hier ein Meisterwerk ab, dessen handgemachte Action eine Erlösung darstellt in der klinisch sterilen Ära der CGI-Effekte, in der wir uns heute befinden. Es wäre schwer zu glauben, dass dieser abgefahrene, Benzin und Adrenalin versprühende Tornado von dem selben Mann stammt, der Kinderfilme wie Schweinchen Babe und Happy Feet gedreht hat, würde man nicht die ursprünglichen „Mad Max“-Filme mit Mel Gibson kennen. Doch von solchen Ausflügen ist hier nichts zu spüren. Die Apokalypse ist rau und verrückt wie eh und je. Und auch wenn die Handlung auf das Nötigste reduziert ist, stecken die Charaktere und Requisiten doch voller Liebe fürs Detail.
In diesem Teil wird dem Titelhelden zwar eindeutig die Show von Furiosa gestohlen, brillant gespielt von Charlize Theron (Prometheus – Dunkle Zeichen, Im Auftrag des Teufels), doch das ist gut so und schafft erst recht Lust auf ein weiteres Abenteuer mit Tom Hardy (The Dark Knight Rises, The Drop – Bargeld). Denn selbst ohne sich auf viel Text verlassen zu können, spielt er Max eindringlich und tritt energisch in die Fußstapfen von Mel Gibson (Braveheart, Lethal Weapon). Außerdem kann man darüber hinwegsehen, bedenkt man, dass starke Rollen in Filmen für Frauen leider immer noch eine Seltenheit sind, und es ist zu hoffen, dass die Darstellung Therons und das positive Medienecho, die sie hervorgerufen hat, hoffentlich ein Umdenken in den Köpfen von Hollywood-Produzenten auslöst. Und Max war ja sowieso noch nie wirklich gesprächig.

Wem die alten „Mad Max“-Filme gefallen haben, der wird auch hier nicht enttäuscht. Mel Gibson wurde von einem würdigen Nachfolger abgelöst und die Reihe furios fortgesetzt. Gefallen könnte der Film auch Fans der „Borderlands“-Spielreihe, die in einer merkwürdigen Wechselwirkung mit den alten und dem neuen Teil stehen. Doch generell ist dieser Streifen jedem ans Herz zu legen, der den besten Actionfilm der letzten Jahre sehen will.

Randnotiz: Hugh Keays-Byrne, der im allerersten „Mad Max“ den Toecutter gespielt hat, kehrt wild und unterhaltsam ins Franchise zurück, ist aber unter seiner Maske fast nicht zu erkennen.

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2 Antworten

  1. 18. Dezember 2015

    […] zweite Film dieses Jahr nach Mad Max: Fury Road nach dessen Ende ich mir überlegt habe, mir gleich noch eine Karte für die nächste Vorstellung zu […]

  2. 8. Januar 2016

    […] Star Wars: Das Erwachen der Macht – Gofilm City bei Mad Max: Fury Road […]

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