James Bond 007: Skyfall

Der Held ist angeschlagen

James Bond 007: Skyfall nimmt uns mit auf eine Reise zurück zu den Ursprüngen des Agenten mit der Lizenz zum Töten. Dieser Bond hat mehr mit dem klassischen Bond aus den Sechzigern zu tun, als die ersten beiden Filme mit Daniel Craig zusammen. Aber der Film steckt nicht nur voll nostalgischer Anspielungen und einer Semi-Origin-Story des Titelhelden, er hält den Zuschauer auch seine ganzen 143 Minuten an den Sitz gefesselt.
Auf der Jagd nach einer Liste mit den Namen aller NATO-Agenten, die unter anderem auf Dirtbikes über die Ziegeldächer Istanbuls und durch den großen Basar führt und auf dem Dach eines fahrenden Zugs endet, trifft Bonds Chefin M eine Entscheidung, die ihn um ein Haar tötet. Enttäuscht von dem fehlenden Vertrauen in ihn, nützt Bond seinen angeblichen Tod für eine Auszeit vom Agentenleben und verbringt seine Zeit mit Sex am Strand und Trinkspielen, die zumindest einmal einen Skorpion beinhalten. Doch als ein Anschlag auf das Hauptquartier des MI6 mehrere Opfer fordert und ein Unbekannter droht, jede Woche die Decknamen von fünf Agenten zu enthüllen, überwiegt das Pflichtgefühl Bonds Frust und er kehrt zurück. Physisch und psychisch angeschlagen gelangt er von einer Spur zur nächsten um den halben Globus und zurück, und nimmt den Kampf gegen den unsichtbaren Feind auf.

Neue alte Verbündete

Hilfe bekommt er dabei erstmals von Q und Moneypenny. Beim neuen Q, was für Quartiermeister steht, haben die Macher leider statt Charme auf Verschrobenheit gesetzt. Er ist jetzt jung und ein Computergenie. Bei der Beziehung zu Moneypenny hingegen wurde alles richtig gemacht. Es wird erzählt, woher die sexuelle Spannung zwischen ihr und Bond stammt und wie sie hinter dem Schreibtisch vor Ms Büro gelandet ist. Insgesamt werden viele Lücken zwischen den neuen und den alten Bond-Filmen mit Sean Connery geschlossen oder Anspielungen auf vorangegangene Teile der Reihe gemacht. So bekommt 007 statt der erwarteten Gadgets von Q lediglich eine personalisierte Walther und einen Peilsender mit der Frage: „Haben Sie explodierende Stifte erwartet? So etwas machen wir eigentlich nicht mehr.“ Und der originale, gepanzerte Aston Martin spielt auch eine Rolle, inklusive Schleudersitz und Maschinengewehren. Außerdem erfährt der aufmerksame Zuschauer, aus welchem Teil des United Kingdoms der Held eigentlich stammt, wobei das für Fans des ersten Bonds wohl immer feststand.

Ein Sturz in die Seele Bonds

Auf seiner Reise um den Globus findet sich James Bond natürlich wieder an beeindruckenden Locations in brenzligen Situationen wieder, die visuell einfach wunderschön und spannend von Regisseur Sam Mendes inszeniert wurden. Auch wenn teilweise altbekannte Elemente anderer Filme recyclet werden, wie die „Steig ich in die Bahn oder nicht“-Situation oder die Verfolgungsjagd auf einem Zug, wurde den Szenen doch immer ein neuer Touch hinzugefügt und sie verlieren nichts an ihrer Spannung. Dazu trägt auf jeden Fall auch der treibende Soundtrack bei, der nicht umsonst für einen Oscar nominiert wurde.
Der Bösewicht auf den Bond in diesem Film trifft, ist eine Art Zerrspiegel, der dem Held vorgehalten wird. Er wirft die Frage auf, was aus Bond hätte werden können. Der ehemalige MI6-Agent Raoul Silva sinnt auf Rache an M, nachdem diese ihn vor Jahren fallen gelassen hat. Zunächst ein wenig lächerlich anmutend, ist doch immer die Wut und Bedrohlichkeit dieses Charakters unter der Oberfläche zu spüren. Mit seinem Wechsel von lockerer Leichtigkeit zu Wahnsinn erinnert er dabei an eine Mischung aus Patrick Bateman in American Psycho und Oberst Hans Landa in Inglorious Basterds. Man darf sich nicht von seiner Exzentrik täuschen lassen, denn dieser Mann hat einen Plan, und dass er skrupellos ist, beweist er gleich beim ersten Auftritt mit einer Neuinterpretation des Apfelschusses, mit Bond als Tell, einer Steinschlosspistole als Armbrust, und einem Whiskeyglas als Apfel.
Das Finale lässt keine Wünsche offen, alle Elemente fügen sich zusammen, man fiebert mit den Charakteren mit und ihr Schicksal bewegt. Sam Mendes (American Beauty, Road to Perdition) bringt uns einen Film mit tiefgründigen Charakteren, der mehr ist, als nur der nächste Action-Blockbuster. Auch wenn ein Großteil des Films aus halsbrecherischen Stunts, schönen Kampfchoreografien und dem nötigen Maß an Zerstörung besteht, steckt in dem Drehbuch doch immer noch viel Herz und Intelligenz, und die Dialoge liefern den Schauspielern die Möglichkeit zu einem verbalen Schlagabtausch voll trockenem Humor.
Versucht man den Titel des Films zu interpretieren, so fallen einem mehrere Elemente auf: Bonds Sturz am Anfang des Films; der damit einhergehende Fall aus dem Schoß seiner Ziehmutter England, personifiziert durch M, und das Gefühl, fallen gelassen worden zu sein; M, die darum kämpfen muss, selbst nicht samt des ganzen MI6 fallen gelassen zu werden, da die Nützlichkeit von Geheimdiensten zwanzig Jahre nach Ende des kalten Krieges in Frage gestellt wird; die Rückkehr zu Bonds Wurzeln und die Beleuchtung seiner Herkunft und Motivation.

James Bond 007: Skyfall ist auf jeden Fall ein Muss für jeden Bond-Fan, aber auch Neulinge werden in der Welt von 007 auf ihre Kosten kommen. Wer die neuen Filme mit Daniel Craig mochte, ist hier genauso richtig, wie Fans der alten Teile mit Sean Connery.

Randnotiz: VW Käfer haben es in diesem Film nicht leicht.

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1 Antwort

  1. 16. Dezember 2015

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